In der Regel rezensiere ich hier im Blog Science-Fiction Filme. Doch heute möchte ich einmal eine Ausnahme machen und über einen Streifen sprechen, der sich gar nicht so leicht verorten lässt. Die Rede ist von 47 Ronin, einem Film von Carl Hirsch mit Keanu Reeves in der Hauptrolle, der morgen in unseren Kinos anläuft.

47 Ronin erzählt, wie der
verschlagene Lord Kira mit Hilfe der Hexe Mizuki seinen Rivalen Lord
Asano aus dem Weg räumt, indem er ihm eine Falle stellt, durch die
dieser entehrt wird. Darum bleibt Asano kein anderer Ausweg, als der
rituelle Selbstmord. Als Beute reißt Kira nicht nur Asanos Land an
sich, sondern nimmt auch dessen Tochter Mika gefangen. Asanos
Samurai, die ebenfalls ihre Ehre verloren haben, werden dadurch zu
Ronin. 47 von ihren (daher der Titel des Films) wollen an Kira für
die Schmach, die ihrem Herren zugefügt wurde, Vergeltung üben und
zudem Mika aus seinen Klauen befreien. Zur zentralen Figur dieses
Unternehmens wird das Halbblut Kai, das bislang als Ausgestoßener
sein Dasein fristen musste, jedoch über besondere Fähigkeiten
verfügt, die nun dabei helfen sollen, Kira und seine Armeen zu
überwinden.
Carl Rinch, ein von Ridley Scott geförderter Werbe- und Kurzfilmregisseur, gab mit 47 Ronin sein Spielfilmdebüt, setzte dabei ein Drehbuch von Chris Morgan und Hossein Amini in Szene und konnte für sein 3D-Epos auf ein Budget von satten 175 Mio. Dollar zurückgreifen. Entsprechend opulent fallen darum die Kostüme und Bauten aus. Die Landschaftsaufnahmen sind sehr stimmungsvoll, die Kampfszenen, an denen absolut kein Mangel herrscht, sind gut choreographiert und in Sachen digitale Effekte lässt man ebenfalls nichts anbrennen. Bildgewaltig geht es zu in 47 Ronin und der Film profitiert davon, denn somit fällt erst in der Rückschau richtig auf, dass der Plot selbst ist zuweilen etwas sehr gradlinig ist, wenngleich dies der Spannung keinen Abbruch tut. Dafür nehmen einen die wechselnden Schauplätze der Handlung, die Action und auch die facettenreich gezeichneten Charaktere zu sehr in ihren Bann. Besonders gelungen ist in diesem knapp zweistündigen Film die Darstellung der japanischen Gesellschaft zu jener Zeit - einer Kultur, in der Ehre das definierende Element darstellt. Es ist für einen Europäer faszinierend, wie konsequent und einer unerschütterlichen inneren Logik folgend der Shogun sein Reich regiert und Recht spricht. Darum überzeugt auch der Schluss des Films, der sich den üblichen Hollywood-Konventionen widersetzt und zeigt, dass die Autoren den ihnen als Grundlage dienenden Mythos ernst nehmen.
Was die Besetzung angeht, so
kennt man hierzulande natürlich vor allem Keanu Reeves, wenngleich
auch die anderen Beteiligten in ihrer asiatischen Heimat zu den
Kinogrößen gehören und teilweise zudem bereits Credits in
Hollywood-Produktionen vorzuweisen haben. Tadanobu Asano
beispielsweise, der in 47 Ronin den Lord Kira verkörpert, war
auch schon in Thor und Thor: The Dark World zu sehen.
Außerdem gehörte er zur Besetzung von Battleship. Rinko
Kikuchi (die Hexe Mizuki) sah man letztes Jahr in Pacific Rim
und den Shogun gibt das Urgestein Caro-Hiroyuki Tagawa, das sowohl
seit Jahrzehnten im TV als auch auf der Leinwand aktiv ist. Von der
schauspielerischen Leistung her hinterlässt 47 Ronin daher
einen sehr guten Eindruck und das Gefühl, einmal einen Film mit
vielen unverbrauchten Gesichtern gesehen zu haben.
Wer sich eine Auszeit von der im Moment
vorherrschenden tristen Jahreszeit gönnen will, dem bietet sich mit
47 Ronin die Chance, einmal einen spannenden Trip ins Japan
vergangener Zeiten zu unternehmen. Ich habe ihn auf jeden Fall nicht
bereut. 47 Ronin startet am 30. Januar
2014 in den deutschen Kinos.
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